Biografie Herbarts

 

1776
Johann Friedrich Herbart wird am 4. Mai als Sohn eines Justiz- und Regierungsrates in Oldenburg geboren. Seine Mutter, die aus einer Arztfamilie stammt, ist dominant in Erziehungs- und Bildungsfragen.
1783
Privatunterricht in protestantischer Religion, Moralphilosophie und Mathematik; vielseitige musikalische Ausbildung vor allem im Klavierspiel.
1788
Eintritt in die Lateinschule; Interesse an Naturwissenschaft und Philosophie. Als geistiger Ziehvater wird der Kanzleibeamte Gerhard Anton von Halem für Herbart bedeutsam.
1794
Herbart hält als Primus seines Jahrgangs die Abschiedsrede für die Absolventen. Danach geht er an die Universität Jena, um sich auf ein Jurastudium vorzubereiten. Unter dem starken Einfluss von Fichte wechselt er zur Philosophie und Literatur. Er wird Mitglied der "Gesellschaft freier Männer" um Fichte.
1797
Nach Distanzierungen zur Philosophie Fichtes und Schellings und der Beschäftigung mit griechischen Klassikern bricht Herbart ohne Abschluss sein Studium ab und geht als Hauslehrer zur Familie des Altvogts von Steiger nach Interlaken bei Bern. Es folgt eine intensive pädagogische Arbeit mit den drei Söhnen, über die er in Berichten Rechenschaft ablegt.
1798/99
Herbart lernt Pestalozzi und seine pädagogische Konzeption kennen, die ihn zu einer kritischer Reflexion seiner eigenen Vorstellungen veranlasst und findet zu einem eigenen philosophischen System und zu ergänzenden pädagogischen Grundzügen.
1800
Wegen familiärer Differenzen gibt Herbart seine Stellung als Hauslehrer auf und kehrt kurz nach Oldenburg zurück. Er folgt einer Einladung seines Freundes und Studienkollegen Johann Smidt nach Bremen. Dort hält er Vorlesungen über Pädagogik und wirkt an der Neugestaltung des Gymnasialunterrichts mit. Durch die weitere Beschäftigung mit der Pädagogik Pestalozzis bereitet er seine ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor.
1802
Zur Vorbereitung einer akademischen Laufbahn geht Herbart an die Universität nach Göttingen, wo er im Herbst seine Promotion und dann auch seine Habilitation in Philosophie abschließt. Veröffentlichungen "Über Pestalozzis neueste Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" und "Pestalozzi's Idee eines ABC der Anschauung als ein Cyklus von Vorübungen im Auffassen der Gestalten wissenschaftlich ausgeführt."
1803
Vorlesung über Pädagogik und praktische Philosophie.
1804
2. Auflage der Auseinandersetzung mit Pestalozzis ABC der Anschauung mit Nachwort und Abhandlung "Über die ästhetische Darstellung als das Hauptgeschäft der Erziehung". Diese ist die Grundlegung der Allgemeinen Pädagogik Herbarts.
1805
Die Ernennung zum a.o. Professor für Philosophie in Göttingen erfolgt, nachdem Herbart einen Ruf nach Heidelberg und Landshut abgelehnt hat.
1806
Dies ist das Jahr der bedeutenden Veröffentlichungen "Allgemeine Pädagogik, aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet", "Hauptpunkte der Metaphysik", "Hauptpunkte der Logik". Herbart hält seine erste Vorlesung zur Psychologie.
1808
Veröffentlichung "Allgemeine praktische Philosophie", die aus der Vorlesung für seine Hörer konzipiert wurde.
1809
Berufung Herbarts an die Universität Königsberg auf den ehemaligen Lehrstuhl Kants als Professor für Philosophie und Pädagogik. Er soll von dort aus auch an den in Preußen eingeleiteten Schulreformen mitwirken. Vom Sommersemester an hält er Vorlesungen über Logik und zur Einleitung in die Philosophie.
1810
Herbart richtet ein pädagogisches Seminar ein, an dem praktische Unterrichtsübungen durchgeführt werden, die mit theoretischer Analyse verbunden werden. So kommt es auch zu didaktischen Übungen.
1811
Herbart heiratet am 13. Januar die damals achtzehnjährige Mary Jane Drake, die als Tochter einer englischen Kaufmannsfamilie 1791 in Memel geboren wurde. Die Ehe bleibt kinderlos. Im selben Jahr wird Herbart Mitglied der wissenschaftlichen Deputation, zu deren Leiter er 1816 berufen wird.
1812
Am 19. Juni hält Herbart seine Antrittsvorlesung wie damals üblich in Latein zum Thema "Theoriae de attractione elementorum principia metaphysica".
1813
Die erste Auflage des "Lehrbuch zur Einleitung in die Philosophie" erscheint, nachdem Herbart in den Wirren der Napoleonischen Kriegstage in seinen Vorlesungen nicht mehr wie sonst dazu in der Lage ist, die wichtigen Aussagen zu diktieren, weil sein Lehrzimmer überfüllt ist.
1816
Die erste Ausgabe des "Lehrbuch zur Psychologie" erscheint. Herbart wird zum Direktor der wissenschaftlichen Prüfungskommission bestimmt.
1824/25
Veröffentlichung der "Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik" in zwei Teilen.
1828/29
Veröffentlichung über die "Allgemeine Metaphysik, nebst den Anfängen der philosophischen Naturlehre" in zwei Teilen.
1831
Die "Kurze Encyklopädie der Philosophie aus praktischen Gesichtspunkten" erscheint für wissenschaftlich interessierte Pädagogen.
1833
Nach Hegels Tod Ende des Jahres 1831 hofft Herbart auf eine Berufung auf dessen  Lehrstuhl in Berlin. Da diese nicht ausgesprochen wird, beantragt er die Entlassung aus dem preußischen Staatsdienst und folgt dem Ruf an seine alte Wirkungsstätte in Göttingen, wo er sich vor allem mit Philosophie befasst.
1836
In diesem Jahr erscheinen die mit eiliger Feder verfassten Ausgaben "Zur Lehre von der Freyheit des menschlichen Willens. Briefe an Herrn Professor Griepenkerl" sowie "Analytische Beleuchtung des Naturrechts und der Moral zum Gebrauch beym Vortrage der praktischen Philosophie".
1837
Herbart distanziert sich als Dekan der Philosophischen Fakultät von den Protestaktionen der "Göttinger Sieben". Den Verfassungskonflikt und die Folgen mit Entlassung und Landesverweis für die Kollegen bezeichnet er ein Jahr später als "Göttingische Katastrophe". Die vierte und letzte Auflage des "Lehrbuchs zur Einleitung in die Philosophie" erscheint.
1839/40
Das Göttinger Spätwerk Herbarts widmet sich den "Psychologischen Untersuchungen" in zwei Heften. Ein drittes ist geplant, wird aber nicht mehr vollendet.
1841
Die zweite, vermehrte Auflage des "Umriss pädagogischer Vorlesungen" erscheint als eine Abrundung seiner "Allgemeinen Pädagogik".
1841
Herbart erliegt am 14. August einem Schlaganfall. Sein Tod wird mit "allgemeinster Teilnahme" aufgenommen.